Schlagwort: Moritz Rudolph
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Galamb Thorday
Auf den ersten Blick schwelgen Galamb Thordays Bilder im Luxus: Champagner-pyramiden, Pelzanzüge, Austernplatten und Brillanten bilden eine Welt des Überflusses in opulenten Farben. Aber da sind auch Schatten: Der Falke, der sich den Lurch schnappt (Adornos Symboltier für den spätkapitalistisch-ermatteten Menschen) und ins Jenseits verschleppt. Oder die Sphinx, das apokalyptische Tier, das den Tod in Venedig, also des Abendlandes, ankündigt. Und sind die Figuren nicht auch fragil, morbid, den Objekten ergeben, anämisch und ernst, wohlwissend, dass sie in ihrem Cabriolet aufs Ende der Welt zusteuern? Dann aber soll es noch ein letzter Rausch sein – das letzte Abendmahl, das jede allein zu sich nimmt. So gesehen kommen sie einem plötzlich gar nicht mehr so gegenwärtig vor, sondern abwesend, als wären sie schon auf dem Weg in eine andere Sphäre. Sie klammern sich an den Luxus, der als „Promise“ nur ein „Unfinished Painting“ ist. Erst am letzten Tag der Menschheit wird es fertiggestellt. Vielleicht hat Galamb Thorday, in der k.u.k.-Stadt Keszthely geboren, ein besonders feines Sensorium für untergehende Prunkkulturen und für den ewigen Frieden, der erst danach kommt.
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Drei Fragen an Mirna Funk
Agave Magazin: Ihr erstes Sachbuch „Who cares! Von der Freiheit, Frau zu sein“ erscheint im Mai 2022. Was verstehen Sie unter „Freiheit“? Mirna Funk: Mein Freiheitsbegriff ist eng verknüpft mit dem des Judentums. Denn da steht die Genesis für den ersten Moment der freien Wahl. Essen wir vom Baum der Erkenntnis oder nicht? Ganz einfach: Wir haben die freie Wahl und sind autonom. Auch, wenn das heute gerne verleugnet wird, um sich in einer infantilen Verantwortungsabwehr zu suhlen. Das ist nicht so sehr mein Style. Anders als die meisten Tiere können wir unser eigenes Leben nehmen. Mehr Freiheit geht nicht. Alles was dazwischen kommt, ist Pillepalle. Wer nicht begreift, dass er täglich entscheidet, welchen Verlauf sein Leben nehmen wird, wird ein ungelebtes Leben führen. Und selbst das ist eine autonome Entscheidung. Nämlich die Entscheidung, die eigene Autonomie abzulehnen.
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Arendt
Die neue Ausgabe ist da! Arendt hat vermutlich Marx und Nietzsche als berühmteste deutsche Philosophin abgelöst: Wissenschaftlerinnen, Künstler, Politikerinnen, Autoren, Studentinnen, Zeitdiagnostiker und Kuratorinnen bergen immer neue Schätze aus ihrem Werk, das heute aktueller denn je scheint. In diesem Heft geht es um Privates und Politisches (Eva Geulen), um das Gemeinsame (Héla Hecker), Arendts Opposition […]
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Der Philosoph als Vampir
Till berichtete mir von haarsträubenden musiktheoretischen Fehlern in Adornos Jazz-Kritik. Offenbar verwechselte er grundlegende Begriffe und Schönberg wird seine Gründe gehabt haben, warum er nicht viel von ihm hielt. Adorno hat aber immer behauptet, sich nie entschieden zu haben zwischen Komposition, Musiktheorie und Philosophie und seine komplizierte Utopie (die wiederum keine sein will) sei ein […]