Schlagwort: Maike Salazar Kämpf
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Der Herbst hat begonnen
Der Herbst hat begonnen. Man verbringt wieder mehr Zeit zu Hause, sitzt im Café und geht in Ausstellungen. Man liest, trinkt Rotwein und findet Zeit zum Nachdenken, gerade jetzt, wo die Welt im ständigem Umbruch scheint: Pandemie, Klimanotstand, nun der Krieg in der Ukraine, die feministische Revolution im Iran und das rechte Wahlergebnis in Italien. Man fragt sich, wohin das alles führen soll und ob aus dem hereinbrechenden Chaos auch wirkliche Veränderungen hervorgehen können. Da ich glaube, dass jede Veränderung mit uns selbst beginnt, mit einem neuen Blick, einem neuen Gefühl, das man der Welt entgegenbringt, habe ich hier eine Liste der Ausstellungen, Bücher und Musik zusammengestellt, die mich in den letzten Tagen berührt haben. Ausstellungen Bis zum 11. Dezember kann man die Ausstellung „Aufbrüche. Abbrüche. Umbrüche. Kunst in Ost-Berlin 1985 — 1995“ der Stiftung Kunstforum der Berliner Volksbank besuchen. Gezeigt wird unter anderem dieser Film mit Interviews verschiedener Künstler:innen (Sabine Peuckert, Manfred Butzmann, Sabine Herrmann und Klaus Killisch, Berndt Wilde, Uta Hünniger und Maria Sewcz). Als Expert:innen des Umbruchs sind sie in gewisser Weise unsere Zeitgenoss:innen. https://kunstforum.berlin/ausstellung/aufbrueche-umbrueche-abbrueche/ https://www.youtube.com/watch?v=Do-WAuetGHo Noch bis zum 23. Oktober kann man in die Ausstellung The Woven Child, die sich mit dem textilen Werk von Louise Bourgeois beschäftigt, im Berliner Gropius Bau gehen. Die Ausstellung ist voller psychoanalytischer Anspielungen zu Mutterschaft und Kindheit, Schmerz und Gefangenschaft, lässt aber auch den Schalk erkennen, den Bourgeois im Nacken hatte. Unbedingt zu empfehlen ist auch die Folge zu Louise Bourgeois von Katy Hessels “The Great Women Artists Podcast” und das Buch “Ein Gespräch mit Louise Bourgeois” mit Donald Kuspit. https://www.berlinerfestspiele.de/de/gropiusbau/ausstellungen/start.html Bücher Auch Siri Hustvedts Essayband “Mothers, Fathers, and Others” nimmt sich das Thema Mutterschaft vor, verbindet Memoiren mit Psychoanalyse, Literatur- und Kunstkritik. Demnächst erscheint die Übersetzung des Romans “Kalt genug für Schnee” von Jessica Au. Es ist die Erzählung über eine Mutter und eine Tochter; die gemeinsam Tokio erkunden. Ein eleganter Roman über Nähe und Kunst, eine geheimnisvolle und sanfte Begleiterin auf Reisen. https://www.suhrkamp.de/buch/jessica-au-kalt-genug-fuer-schnee-t-9783518430736 Musik Musik für Regenwetter https://www.youtube.com/watch?v=perTTMRpc_U Mode https://www.youtube.com/watch?v=ELOW5lHywvI Wohnen Es ist auch die Zeit, Zuhause zu sein. In der Wohnung der Künstlerin Célia Bruneau in Montmartre, die gleichzeitig auch Atelier ist, kann man sich vorstellen, den Winter in einem lichtdurchfluteten Kokon zu verbringen. https://www.youtube.com/watch?v=pZ7o3pZEcoI
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Anna Nero
Text: Maike Salazar Kämpf Portrait: Eda Temucin Fotografie der Werke: Alexander Neroslavsky Anna Nero ist in Moskau geboren und in Frankfurt/Main aufgewachsen. Ihre Arbeiten spielen mit den Betrachter*innen. Sie ziehen an, zwinkern einem zu, ziehen einen in einen Raum hinein. Mit intensiven Farben und phallischen Formen locken sie die Betrachter*innen an, wie Honigfallen. Beim Herantreten […]
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Drei Fragen an Mirna Funk
Agave Magazin: Ihr erstes Sachbuch „Who cares! Von der Freiheit, Frau zu sein“ erscheint im Mai 2022. Was verstehen Sie unter „Freiheit“? Mirna Funk: Mein Freiheitsbegriff ist eng verknüpft mit dem des Judentums. Denn da steht die Genesis für den ersten Moment der freien Wahl. Essen wir vom Baum der Erkenntnis oder nicht? Ganz einfach: Wir haben die freie Wahl und sind autonom. Auch, wenn das heute gerne verleugnet wird, um sich in einer infantilen Verantwortungsabwehr zu suhlen. Das ist nicht so sehr mein Style. Anders als die meisten Tiere können wir unser eigenes Leben nehmen. Mehr Freiheit geht nicht. Alles was dazwischen kommt, ist Pillepalle. Wer nicht begreift, dass er täglich entscheidet, welchen Verlauf sein Leben nehmen wird, wird ein ungelebtes Leben führen. Und selbst das ist eine autonome Entscheidung. Nämlich die Entscheidung, die eigene Autonomie abzulehnen.
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Lesenotiz “Kim Jiyoung, geboren 1982” von Cho Nam-Joo
Der Bestseller aus Korea erzählt von Kim Jiyoung aus der Sicht ihres Psychiaters. Mit kurzen scharfen Sätzen werden die Symptome und das Leben einer jungen Frau beschrieben, die über ihre Lebensspanne Sexismus und Frauenfeindlichkeiten ertragen musste. Ihre Persönlichkeit scheint sich in verschiedene Frauen zu spalten, die in Kim Jiyoungs Leben eine Rolle gespielt haben, welche […]
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Die eindimensionale Frau. Nina Power über einen falschen Feminismus
Wo sind all die interessanten Frauen hin?”, fragt sich Nina Power in “Die eindimensionale Frau”. Sie kritisiert darin die Aushöhlung des Feminismusbegriffs durch seine inflationäre Verwendung. Es ist lediglich gelungen, die Arbeit zu “feminisieren”, während Frauen von der Macht weiterhin ferngehalten werden. Stattdessen lastet nun ein stärkerer Druck auf ihnen, immer mehr Leistung zu erbringen […]
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Fünf Thesen gegen Empathie in Zeiten von Corona
No Man is an Island No man is an island, Entire of itself. Each is a piece of the continent, A part of the main. If a clod be washed away by the sea, Europe is the less. As well as if a promontory were. As well as if a manner of thine own Or […]
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A Sunday Kind of Love
Sonntags mit Etta James‘ A Sunday Kind of Love aufwachen, draußen trommelt der Regen und es riecht nach Kaffee. Das Lied erschien auf ihrem Debütalbum “At Last” (1960), einem Album über die Liebe. A Sunday Kind of Love ist das Singen nach einer Liebe, die länger anhält als Samstagnacht, mehr ist als die Liebe auf […]