Schlagwort: Astrid Deuber-Mankowsky
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Hannah Arendt: Übergängiges zwischen Privatem und Politischem
Damit wird indirekt ein Vorurteil bedient, dem Arendt in ihrer Reaktion auf die Eingangsfrage im berühmten Fernsehinterview mit Günter Gaus (1964) zu ihrem Status als Philosophin im Kreis männlichen Philosophen (und erste in dieser Reihe portraitierte Frau überhaupt) mittelbar Vorschub geleistet hat. Vehement verwahrt sie sich zunächst dagegen, ihre Arbeiten in ‚politischer Theorie‘ mit ‚Philosophie‘ verwechselt oder gleichgesetzt zu sehen. Dieser Unterschied rangiert für sie höher als der zwischen Männern und Frauen. Als Gaus nicht locker lässt, impertinent auf die Frage der ‚Emanzipation‘ und deren Bedeutung „für Sie persönlich“ zurückkommt, wechselt Arendt die Strategie: Das Problem sei wohl immer da, habe für sie jedoch nie eine Rolle gespielt, weil sie immer gemacht hätte, was sie wollte. Aber sie fügt auf undurchsichtig schillernde Weise noch eine Bemerkung über die „fraulichen Tugenden“ hinzu, die an das Pelzjäckchen erinnert: „Es sieht nicht gut aus, wenn eine Frau Befehle erteilt …“.. Die feministische Philosophin Astrid Deuber-Mankowsky hat ohne Bezug auf dieses Beispiel (im Katalog der oben erwähnten Ausstellung) von Arendts „Politik der Desidentifikation“ gesprochen. Und damit einen wunden Punkt der feministischen Arendt-Rezeption geschickt umschifft oder auch: behutsam ummäntelt.