Sonntags mit Etta James‘ A Sunday Kind of Love aufwachen, draußen trommelt der Regen und es riecht nach Kaffee. Das Lied erschien auf ihrem Debütalbum “At Last” (1960), einem Album über die Liebe. A Sunday Kind of Love ist das Singen nach einer Liebe, die länger anhält als Samstagnacht, mehr ist als die Liebe auf den ersten Blick – eine Sonntagsliebe.
Der Sonntag ist in vielen Ländern der letzte, kulturhistorisch, vor allem in der jüdischen und christlichen Tradition, der erste Tag der Woche – es ist also ein dialektischer Tag: Anfang und Ende der Woche zugleich. Für viele Menschen ist es der Tag, an dem sie in den Gottesdienst gehen, gemeinsam frühstücken oder sich langweilen. Der jüdische Psychiater Viktor Frankl sprach von der Sonntagsneurose, in die die Arbeitenden verfallen, die nichts als Arbeitsmenschen sind. Die Sinnlosigkeit des großstädtischen Bürolebens wird deutlich, sobald der hektische Arbeitsalltag wegfällt und so stürzen die Arbeitenden sonntags in die Neurose. A Sunday Kind of Love ist nicht das Lied zur Neurose, es widerspricht der Arbeitshektik. Etta James singt über die Liebe, die in die Woche nachschwingt und sie versüßt. Der Sonntag ist bei ihr der Tag der wahren Liebe und Beständigkeit.
Beim Suchen nach einem Sonntagsgedicht, das die Woche versüßen soll, finde ich den SuperSoulSunday. Das ist die Talkshow von Oprah Winfrey und das erste Gedicht, was erscheint, ist Phenomenal Woman der U.S.-amerikanische Schriftstellerin und Aktivistin Maya Angelou. Meine Lieblingsanekdote von Angelou ist, dass William Shakespeares Sonnet 29 (When, in disgrace with fortune and men’s eyes, I all alone beweep my outcast state And trouble deaf heaven with my bootless cries, And look upon myself and curse my fate) sie so tief berührte, dass sie immer wieder erzählte „ich dachte: Shakespeare ist ein schwarzes Mädchen“.
Phenomenal Woman
Pretty women wonder where my secret lies.
I’m not cute or built to suit a fashion model’s size
But when I start to tell them,
They think I’m telling lies.
I say,
It’s in the reach of my arms,
The span of my hips,
The stride of my step,
The curl of my lips.
I’m a woman
Phenomenally.
Phenomenal woman,
That’s me.
I walk into a room
Just as cool as you please,
And to a man,
The fellows stand or
Fall down on their knees.
Then they swarm around me,
A hive of honey bees.
I say,
It’s the fire in my eyes,
And the flash of my teeth,
The swing in my waist,
And the joy in my feet.
I’m a woman
Phenomenally.
Phenomenal woman,
That’s me.
Men themselves have wondered
What they see in me.
They try so much
But they can’t touch
My inner mystery.
When I try to show them,
They say they still can’t see.
I say,
It’s in the arch of my back,
The sun of my smile,
The ride of my breasts,
The grace of my style.
I’m a woman
Phenomenally.
Phenomenal woman,
That’s me.
Now you understand
Just why my head’s not bowed.
I don’t shout or jump about
Or have to talk real loud.
When you see me passing,
It ought to make you proud.
I say,
It’s in the click of my heels,
The bend of my hair,
the palm of my hand,
The need for my care.
’Cause I’m a woman
Phenomenally.
Phenomenal woman,
That’s me.
Der Sonntag ist vielleicht neurotisch und supersoul zugleich – wir müssen uns nur entscheiden.
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